Tell Mozan, antike Urkesh - auf einen Blick

Februar 2025

Übersetzt von Patrizia Camatta


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Tell Mozan
Der Kumarbi Tempel
Der Königspalast
Der ābi
Konservierung
Präsentation
Digitale Publikation

Tell Mozan

Tell Mozan ist ein archäologischer Fundplatz, an dem sich die antike Stadt Urkesh befand, die aus der Mythologie und der Geschichte bekannt ist und die durch Ausgrabungen an diesem Ort im Nordosten Syriens nachgewiesen werden konnte. Ihre Ursprünge sind noch unbekannt, reichen aber mindestens bis zum Beginn des 4. Jahrtausends v. Chr. zurück. Es war ein wichtiges Zentrum der Hurriter, die es in ihren Mythen als Heimat des Göttervaters Kumarbi ansahen. Es war auch die Hauptstadt eines Königreichs, das das Hochland unmittelbar nördlich der Stadt kontrollierte, wo sich die Kupfervorkommen befanden, die die Stadt reich machten.

Was heute wie ein natürlicher Hügel erscheint, ist nichts anderes als eine Stadt, die von ihrem eigenen Schutt umhüllt ist: Überreste aus längst vergangenen Zeiten, die sich in diesem räumlichen Bündel von Gebäuden und Schichten auf komplexe Weise überlagern und überschneiden. Unsere Arbeit an dieser archäologischen Stätte enthüllen die unsichtbaren Verbindungen zwischen diesen Überresten und ergeben ein schlüssiges Bild der einst zusammenhängenden Stadtlandschaft von Urkesh in Mozan.



Der Kumarbi Tempel

Auf der höchsten Stelle liegt der Tempel von Kumarbi. Die erhaltenen Überreste stammen aus der Zeit um 2400 v. Chr. und wir glauben, den Namen des Königs zu kennen, der ihn erbauen ließ: Tish-atal, bekannt durch zwei prächtige Bronzelöwen. Von dem Tempel sind heute nur noch die Grundmauern erhalten, die auf einem künstlichen Hügel ruhen, der mit Sicherheit die Überreste einer früheren Phase desselben Tempels verbirgt.

Der Tempel stand auf einer Hochterrasse: Nur Teile der monumentalen Mauer und der noch monumentaleren Treppe wurden ans Licht gebracht, die jedoch ausreichen, um eine Vorstellung von der spektakulären Choreographie zu vermitteln, die die damaligen Menschen geschaffen hatten.


Diese Choreographie, wie sie vor etwa viereinhalb Jahrtausenden ausgesehen hat, könnte man in vollem Umfang erfahren, wenn man den ganzen Sedimentschutt entfernen könnte, der sich auf der Oberfläche des großen Platzes angesammelt hat, der die große Tempelterrasse mit dem Königspalast verbindet. In den kommenden Jahren, wenn ein solch gigantisches Projekt möglich sein sollte, würde man einen Blick zurückgewinnen, wie ihn heute nur eine virtuelle 3D-Rekonstruktion bieten kann.


Der Königspalast

Die Veränderung der antiken Landschaft ist auf das vertikale Wachstum der antiken Stadt in den Jahrhunderten zwischen 2200 und 1400 v. Chr. zurückzuführen. Die Häuser wurden um die große Tempelterrasse herum gebaut, und als sie verfielen, wurden neue Häuser auf den Ruinen der alten errichtet. Diese kontinuierliche Schichtung ist in einem großen Querschnitt der Ausgrabungsstätte sichtbar, der einen hervorragenden Einblick in die archäologische „Stratigraphie“ bietet.

Unterhalb dieser überlagernden Bebauung wurde der antike Königspalast freigelegt. In seiner heutigen Form stammt er aus einer Zeit etwas später als der Tempel, um 2300 v. Chr. Nur der Wirtschaftsflügel ist vollständig ausgegraben, während der Repräsentation Flügel, in dem der König wohnte, weit unter der späteren Bebauung liegt. Zahlreiche Siegelabdrücke liefern uns eine Fülle historischer Informationen über die hurritische Dynastie, die die Stadt regierte, und über die Königinnen, die aus dem Süden kamen, darunter die Tochter des Naram-Sin, des allmächtigen Königs von Akkad, der ganz Syrien eroberte, aber mit Urkesh verbündet blieb.


Der ābi

Ein bemerkenswertes Bauwerk ist eine große und tiefe monumentale Steingrube, in der nach der Überlieferung die Geister der Unterwelt von einem Medium angerufen wurden, das in der Lage war, ihre zirpenden Stimmen zu interpretieren. Von dem Hintergrund dieser religiösen Bedeutung, seines beeindruckenden Erhaltungszustands und seiner Monumentalität, übt das Bauwerk noch heute eine tiefe Wirkung auf den Besucher aus.


Konservierung

Eines der einzigartigen Merkmale des Projekts ist die Art und Weise, wie die Architektur unmittelbar nach der Ausgrabung konserviert wird. Die angebrachten Planen geben die Umrisse der Mauern genau wieder und vermitteln so einen Eindruck von den architektonischen Räumen und Volumen, wie sie einst waren. Unter den Planen sind die Lehmziegelmauern so zu sehen, wie sie vor Jahren ausgegraben wurden! Der Besucher sieht also die Überreste einer unterbrochenen Tradition, die wir wieder in unser kulturelles Bewusstsein integrieren müssen. Dies gilt für alle archäologischen Stätten in Syrien, aber Tell Mozan ist ein herausragendes Beispiel.


Präsentation

Die Ausgrabungsstrategie sieht vor, dass die spätere Präsentation von Anfang an Bestandteil der Arbeitsziele ist. Dies ist an diesem Ort besonders wichtig, da es nur wenige spätere Eingriffe gibt und die älteren Schichten hervorragend erhalten sind. Die Kohärenz der antiken Stadtstruktur soll durch den modernen Rahmen, der ihr gegeben wird, genau wiedergegeben werden. Auch für den Archäologen ist die Visualisierung des Ganzen eine aufschlussreiche Ergänzung zum Studium der Details. Zu diesem Zweck ermöglichen zahlreiche Plakate und andere Hilfsmittel (in arabischer und englischer Sprache) den Besuchern, die Stätte auch ohne Forschungsteam vor Ort eingehend zu studieren.


Digitale Publikation

Ein zentrales Ziel des Projektes war die Entwicklung eines digitalen Publikationssystems, das die seit langem bestehenden Probleme des archäologischen Publikationswesens grundsätzlich angeht und das wahre Potential des digitalen Mediums ausschöpft. Das System bietet einen Online-Zugang zu allen Informationen, die während der Ausgrabung vor Ort gesammelt wurden: es ist bekannt als Urkesh Global Record. Dies ermöglicht es dem Leser, den Weg der Entdeckung zurückzuverfolgen und diesen unabhängig zu bewerten. Bei der Erstellung der Datenbank entwickelt das System einen neuen Ansatz für die digitale Erzählung, die aus den Beobachtungen vor Ort generiert wird. Dabei erstellt das System eine angemessene Argumentation, die sich von den Details der einzelnen Ausgrabungseinheiten bis hin zum größeren Rahmen der Stätte als Ganzes reicht.